Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen

Fahrt nach „Neuböhmen“ am 29. August 1999

Morgens um 7.00 Uhr starteten 44 Reisende per Bus nach „Neuböhmen“. Auf der A 9 ging es zunächst nach Lauf an der Pegnitz. Auf der Fahrt dorthin erläuterte Helmut Hennig, der die Leitung der Exkursion übernommen hatte, die Entstehung Neuböhmens. Kaiser Karl IV. hatte 1355 durch seine Heirat mit der Tochter Kurfürst Rudolfs von der Pfalz die Burgen Hartenstein, Neidstein und die Märkte Auerbach, Velden und Plech erworben. Nach dem Tode Pfalzgraf Rudolfs erhielt Karl 1353 für die Schulden, die sein verstorbener Schwiegervater noch bei ihm hatte, die Burgen, Märkte und Städte Sulzbach, Rosenberg, Hartenstein, Neidstein, Thurndorf, Hilpoltstein, Hohenstein, Lichtenegg, Frankenberg, Eschenbach, Hersbruck, Auerbach, Velden, Pegnitz, Plech und Lauf verpfändet. Zu diesem neuentstandenen „Land zu Bayern“, welches Karl IV. 1356 durch die Goldene Bulle dem Königreich Böhmen einverleibt hatte, erwarb er 1360 noch die Burg und Herrschaft Rothenberg hinzu.
In der genannten Goldenen Bulle war unter anderem erstmals das Verfahren zur Königswahl schriftlich festgelegt worden. Außerdem bestimmte dieses als älteste Reichsverfassung geltende Gesetz, das jeder neu gewählte König seinen ersten Reichstag in Nürnberg abzuhalten habe. Karl IV. weilte sehr häufig in Nürnberg aber auch in Frankfurt/Main. Er übernachtete grundsätzlich nie in Schlössern fremder Adeliger, sondern versuchte nach und nach eigenen Besitz entlang dieser Straßenlinie zu erwerben. Gerichtsort für „des kaysers herrschafft in Bayern“ wurde Sulzbach, als militärisches Zentrum wählte Karl den Rothenberg, ein repräsentatives Königsschloß ließ er in Lauf an der Pegnitz errichten.
In der Hoffnung, auch die hohenzollerischen Lande um Bayreuth und Ansbach erwerben zu können, verlobte er 1368 seinen damals erst vier Tage alten Sohn Siegmund mit einer Tochter des Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg. Erst als dem Zollern später doch noch zwei Söhne geboren wurden, erlahmte das Engagement des Kaisers. Dies war auch der Grund, warum Karl die südliche Hälfte seines „Landes zu Bayern“ 1373 an die Wittelsbacher veräußerte und sich mehr auf seine brandenburgischen Interessen konzentrierte. Die endgültige Auflösung Neuböhmens erfolge schließlich unter Karls IV. Sohn, König Wenzel. Nach dessen Absetzung im Jahr 1400 kamen die Gebiete an die Wittelsbacher und nach dem Landshuter Erbfolgekrieg teilweise an die Hohenzollern bzw. an die Stadt Nürnberg.
In Lauf erwartete uns der Stadtarchivar, Herr Glückert, der trotz Urlaub freundlicherweise die Führung übernommen hatte. Zunächst stand die Wenzelsburg auf dem Programm, die Karl IV. bald nach 1353 auf einer natürlichen Pegnitzinsel hatte errichten lassen. Die wichtigste Sehenswürdigkeit in diesem auch als das „fränkische Karlstein“ bezeichneten Schloß ist der Wappensaal. Die vier Wände der ehemaligen „Kaiserkammer“ sind mit kolorierten Wappenrelieffs aus der Bauzeit des Schlosses (1353/60) geschmückt. Die Nordseite zeigt dabei die Wappen der unter dem König von Böhmen stehenden Herrschaften und wichtigsten Städte. Die übrigen Seiten sind mit den Wappen der wichtigsten böhmischen Adelsfamilien geziert.

 Weitere Exkursionen des Arbeitskreises für Heimatforschung Marktleuthen im Fichtelgebirge
Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen