Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen

Elektrizitätswerk

Das alte Marktleuthener Elektrizitätswerk - Heute die "Arche" des Künstlers Andeas Tschinkl
(Foto: Harald Stark

Bahnhofstraße 1. Im Herbst 1909 begannen die Vereinigten Elektrizitätswerke Berlin damit in Marktleuthen durch die Baufirma Schlattner in Schwarzenbach/Saale ein Kraftwerk errichten zu lassen. Erzeugt wurde der Strom durch einen Sauggasmotor mit 25 PS Leistung als Antriebsmaschine und eine 220-Volt-Gleichstrom-Dynamomaschine. Außerdem war das Werk mit einer Batterieanlage und einer Zusatzdynamomaschine ausgestattet. Im Jahr wurden durchschnittlich 15.000 Kilowattstunden Strom erzeugt. Das Werk versorgte über oberirdische Leitungen nur das Gemeindegebiet Marktleuthen. Abgenommen wurde die Elektrizität von der Gemeinde für die Straßenbeleuchtung und von 2 Gasthöfen, außerdem bestanden in Marktleuthen noch 82 Hausanschlüsse mit etwa 600 - 700 Lampen und 15 Motorenanschlüsse mit zusammen 53 PS.
1912 verkauften die Vereinigten Elektrizitätswerke Berlin das Marktleuthener Elektrizitätswerk an den Berliner Ingenieur Karl Munder, gegen den jedoch schon im nächsten Jahr ein Konkursverfahren eröffnet wurde. Das Marktleuthener Kraftwerk wurde von Munders Hauptgläubiger, dem Darmstädter Druckereibesitzer H. Hohmann übernommen, der es an den bisherigen Betriebsleiter Hans Meyer verpachtete. 1913 schloss H. Hohmann mit der Elektrizitätslieferungsgesellschaft Berlin einen Vertrag ab, wonach das Marktleuthener Ortsnetz künftig durch das Überlandwerk Oberfranken mit Elektrizität versorgt werden sollte. Am 18. Dezember 1913 wurde das Kraftwerk Marktleuthen außer Betrieb gesetzt. 1921 ging das Elektrizitätswerk für 135.000 Reichsmark in das Eigentum der Gemeinde Marktleuthen über. 1914 errichtete Salomon Zürner im ehemaligen Kraftwerksgebäude einen Granitbearbeitungsbetrieb. Heute hat im ehemaligen Elektrizitätswerk der Künstler Andreas Tschinkl sein Domizil.

Literatur:
Harald Stark: Das Elektrizitätswerk Marktleuthen, in: Der Rußbuttenträger S. 322 - 330
Verwaltungsbericht der Stadt Marktleuthen 1973, S. 45