Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen

Kappel

Rund einen halben Kilometer südöstlich des Marktleuthener Stadtzentrums befindet sich am Rand der sogenannten "Kappelsiedlung" auf einer bewaldeten Anhöhe der sogenannte Teufelsstein. Der örtlichen Überlieferung nach handelt es sich bei dieser markanten Felsformation um einen heidnischen Kultplatz, bei dem in christlicher Zeit eine dem heiligen Wolfgang errichtete Kapelle errichtet wurde. Wahrscheinlich im Zuge der Reformation ist dieses Kirchlein wieder eingegangen, ohne jedoch irgend einen bisher entdeckten archivalischen Niederschlag zu finden. Allerdings sind 1914 bei Bauarbeiten die Grundmauern desselben gefunden zu zerstört worden.
Der in der Nähe liegende Augenbrunnen, wohl ebenfalls ein vorchristliches Quellheiligtum, war noch im 17. Jahrhundert Ziel von Wallfahrern aus der katholischen Nachbarschaft, die hier Heilung vor allem von Augenkrankheiten erhofften.
Schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts war die vormalige gemeindliche Kappelhut zu einer beliebten Sommerfrische der Marktleuthener geworden. Der 1861 bei der Kappel errichtete Flachsdörrofen wurde in ein von der Gemeinde verpachtetes Wirtshaus umfunktioniert, später die Vordere Kappel genannt. 1908 ließ der Brauereibesitzer Gustav Köppel den großen Kappelweiher schütten und errichtete oberhalb desselben eine aus Fachwerk bestehende Kegelbahn mit Bierkeller in der ein weiterer Bierausschank etabliert wurde, das spätere Gasthaus Hintere Kappel.  1911 wurde dem Turnverein ein Stück Gemeindegrund an der Kappel als Turnplatz überlassen. 1914 wurde in unmittelbarer Nähe zum Teufelsstein nach den Plänen des Architekten Schmeißner ein hölzerner Musikpavillon errichtet, bei dessen Bau die erwähnten Grundmauern der St. Wolfgangskapelle entdeckt worden waren.
1979/80 wurde die zwischenzeitlich vernachlässigte städtische Kappelanlagenach Plänen der Landschaftsarchitekten Werner Frömel und Heinz Wunde in Bayreuth in ein Erholungszentrum mit Wanderparkplatz und Kinderspielplatz  umgestaltet. Die Erdarbeiten wurden von der Fa. Rudolf Reinel, die gärtnerischen Arbeiten von der Fa. Günter Lieske in Marktleuthen ausgeführt. Am 3. Juli 1980 konnte die neu gestaltete Park und Spielanlage "Teufelsstein" der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Baukosten betrugen rund 155.000 DM.
2004 erfolgte der Bau eines Toiletten- und Garagengebäudes am Festplatz "Hintere Kappel".

Die Kappel mit der 1908 von Brauereibesitzer Gustav Köppel errichteten Sommerfrische
(Foto: R. Kögler, Kirchenlamitz)


Literatur:
Harald Stark: Die abgegangene St. Wolfgangskapelle bei Marktleuthen, in: Der Rußbuttenträger S. 242 - 247
Verwaltungsbericht der Stadt Marktleuthen 1978, S. 44; 1979, S. 23; 1980, S. 22