Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen

Rathaus

Das Marktleuthener Rathaus um 1900 - deutlich ist der hellere Altbau und die dunklere Erweiterung des Gebäudes aus dem Jahr 1882 zu erkennen. (Foto: Stadtarchiv Marktleuthen)
Mit der Einführung der Reformation wurde die Marktleuthener Frühmesstiftung aufgehoben. Das bisherige Wohnhaus des Frühmessers wurde um 1540 in ein Schul-, Rat-, Brau-, und Zeughaus umgebaut. 1577 und 1641 fiel dieses Gebäude den Marktleuthener Stadtbränden zum Opfer. Bis in das 19. Jahrhundert hinein, diente das Gebäude seiner Bestimmung, bis es 1821 einem kompletten Neubau Platz machen musste. Die Kosten des Neubaues in Höhe 5685 Gulden teilten sich die Markt- und die Kirchengemeinde je zur Hälfte. Bei der letzten großen Brandkatastrophe von 1843 blieb das Mehrzweckgebäude im Zentrum des Marktes  vor dem Feuer verschont. 1866 zogen die Kommunbrauer aus dem Rathaus in das neu erbaute Kommunbrauhaus an der Egerbrücke. Infolge des Eisenbahnbaues erfuhr auch Marktleuthen einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser brachte nicht nur steigende Einwohnerzahlen sondern auch einen Anstieg der Schülerzahlen. Da die Räumlichkeiten im Schul- und Rathaus nicht ausreichend waren, schritt man 1882 zu einer Erweiterung des Gebäudes. Im Spätherbst 1915 zog die Schule schließlich in das neu erbaute Zentralschulhaus (Grundschulgebäude) um; die freigewordenen Räume wurden von der Gemeindeverwaltung und als Wohnung des hauptamtlichen Gemeindeschreibers übernommen. Weiterhin waren auch noch die Wohnungen des Kantors, des Kirchners und des Polizeidieners in dem Gebäude.
Aus Anlass der Trennung von Kirche und Schule wurde 1930 der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Marktleuthen - früher mitnutzungsberechtigt an den der Marktgemeinde überlassenen Gebäuden - das ausschließliche Verfügungsrecht an den beiden im Rathaus befindlichen Kantors- und Kirchnerswohnungen eingeräumt. Bereits 1958 verzichtete die Kirchengemeinde auf ihr Verfügungsrecht an der im 1. Obergeschoss des Rathauses gelegenen ehemaligen Kirchnerswohnung und das Mitbenützungsrecht am Sitzungssaal. 1975 folgte der Verzicht auf alle übrigen Rechte am Rathaus. Damit war der Weg frei geworden für eine durchgreifende Renovierung des Rathauses, das den Anforderungen an ein modernes Verwaltungsgebäude nicht mehr genügte. Nach Plänen des Architekten Joachim Heinz wurde am 19. Juni 1978 mit den Umbauarbeiten begonnen. Die Rohbauarbeiten wurden der Baufirma Gebrüder Hallmeyer in Marktleuthen, die Zimmerer- und Trockenputzarbeiten der örtlichen Zimmerei Schöffel übertragen. Nach rund 15 monatigen Bauarbeiten konnte das Rathaus am 29.09.1979 wieder seiner Bestimmung übergeben werden. Die Kosten beliefen sich auf rund 1.725.000 DM.

Literatur:
Harald Stark: Zur Schulgeschichte von Marktleuthen, Beiträge zur Geschichte der Stadt Marktleuthen, Heft 8, 1989, S. 64 - 69

Verwaltungsbericht der Stadt Marktleuthen 1976, S. 23 f.; 1979, S. 16 f.