Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen

Röll, Louis

erblickte am 25. Oktober 1916 in Marktleuthen das Licht der Welt. Schon sein Vater, der aus Bad Königswart bei Marienbad stammende Schreiner Franz Röll 1886 - 1952) nahm als bekennendes SPD-Mitglied regen Anteil am politischen Leben in Marktleuthen, was ihm während der NS-Zeit ein halbes Jahr "Schutzhaft" im KZ-Dachau einbrachte. Mit der Besetzung Marktleuthens durch die Amerikaner stellte sich Louis Röll, der eine kaufmännische Lehre absolviert hatte, in kommunale Dienste und half mit die sich aus dem nicht abebbenden Flüchtlingsstrom ergebenden Probleme zu bewältigen. Bis 1947 war Louis Röll als kommissarischer Gemeindesekretär tätig. 1952 kandidierte er erstmals für den Markgemeinderat und wurde auch gleich in dieses Gremium gewählt.1956 erfolgte die Bestellung zum 2. Bürgermeister und 1957 die Wahl zum 1. Bürgermeister, welches Amt er bis zu seiner Pensionierung 1976 ausübte. Von 1960 - 1976 war Louis Röll auch als Kreisrat und in mehreren Ausschüssen des Landkreises Wunsiedel tätig.
Die zwei Jahrzehnte, in denen Röll die Geschicke der jungen Stadt leitete, waren von stetigem Wachstum geprägt. Zunächst galt es, die zahlreichen Neubürger, welche durch die Folgen der NS-Diktatur eine neue Heimat suchten, würdig unterzubringen. So ergriff Röll nach der Währungsreform 1948 die Initiative zur Gründung einer Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft in Marktleuthen. Neue Baugebiete wurden erschlossen und Marktleuthen dehnte sich weit in östlicher Richtung aus. Gleichzeitig wurde die Erweiterung und Modernisierung der Strom- und Wasserversorgung sowie die Kanalisation des gesamten Stadtgebietes in Angriff genommen. Schon 1960 konnte die dafür notwendige Kläranlage in Betrieb gehen. Marktleuthen dürfte die erste Gemeinde im Landkreis Wunsiedel gewesen sein, die sich nach der Währungsreform an so große Investitionen gewagt hat.
Das Wachsen der Stadt hatte auch ein erneuertes Verkehrskonzept zur Folge. Die vormahligen Wirtschaftswege nach Leuthenforst und Neudprf wurden im Rahmen des Grünen Planes zu Straßen ausgebaut, innerhalb des Ortes wurden die Straßen so verbessert, dass sie von Fußgängern und Fahrzeugen gefahrlos benutzt werden können. Als gefährliches "Nadelöhr" erwies sich wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens die historische Egerbrücke, die 1963 leider einem modernen Betonbauwerk weichen mußte.
Gegen Ende der 60er Jahre forderte die Politik die Einrichtung mehrzügiger Schulen, da sie darin optimale Lernvoraussetzungen erblickte. Die Folge war die Schließung der Dorfschulen und die Gründung von Schulverbänden. Die von Bürgermeister Röll forcierte Gründung des Schulverbandes Marktleuthen hatte den Bau eines neuen Hauptschulgebäudes zur Folge, das 1970 eingeweiht werden konnte.
Seit 1963 war Louis Röll auch als Orts- und Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt tätig. Auf seine Initiative hin errichtete die Arbeiterwohlfahrt in Marktleuthen ein Seniorenheim, das seit dem 70. Geburtstag Rölls im Jahr 1986 den Namen "Louis-Röll-Seniorenheim" trägt. Zugleich ehrte die Stadt Marktleuthen die besonderen Verdienste, die sich der Jubilar um die Gemeinde erworben hatte, mit der Verleihung der Ehrenbürgerwürde.
Louis Röll, der auch Gründungsmitglied des Arbeitskreises für Heimatforschung Marktleuthen gewesen ist, starb am ... März 1994.

Louis Röll ist bisher  der Einzige dem in der Zeit nach dem II. Weltkrieg die Ehrenbürgerwürde in Marktleuthen verliehen wurde. Der Ehrenbürgerbrief befindet sich in Privatbesitz. (Repro: Harald Stark)