Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen

Die Marktleuthener Ersterwähnungsurkunde

und ihr Entdecker

Das Verdienst, die Ersterwähnungsurkunde vom 31. März 1314 entdeckt zu haben, gebührt dem Pfarrer Richard Waßer, der sich seit seinem Dienstantritt in Marktleuthen 1915 mit der Erstellung einer neuen Pfarrbeschreibung beschäftigte. Er bemühte sich dabei intensiv auch die ältere Geschichte seines Pfarrortes zu beleuchten. Bis dahin galt 1411 als das Ersterwähnungsjahr von Marktleuthen. Waßer recherchierte im damaligen Kreisarchiv Bamberg und auch im Reichsarchiv München, wo damals alle bayerischen Dokumente aufbewahrt wurden, die vor dem Jahr 1400 datieren. Hier fand er im ältesten Kopialbuch des Klosters Waldsassen die fragliche Urkunde. In seiner Pfarrchronik fasst er seine beim Urkundenstudium gewonnenen Erkenntnisse zur ältesten urkundlichen Geschichte Marktleuthens in kurzen Worten zusammen:

"Unter dem 31. März 1314 eignet Heinrich der Ältere, Vogt von Plauen dem Kloster Waldsassen Guter in Leuken zu, die der Ritter Konrad von Haslau1 dem Kloster für seinen Todesfall zum Heile seiner Seele vermacht hatte.2 Die Leute des Klosters sorgten dafür, daß dieser Todesfall sich nicht zu lange hinauszögerte; sie erschlugen den Stifter. Darüber entstand zwischen den Anverwandten des Erschlagenen und den Mönchen eine Fehde, die am l. November 1311 durch den Schiedsspruch Ulrichs von Wildenau beigelegt wurde.3 Drei Jahre später verzichtete der Vogt von Plauen, durch die oben erwähnte Urkunde, zugunsten des Klosters auf sein Lehensrecht (jus feodale) über die fraglichen Güter. Welcher Art diese waren, sagt die Urkunde nicht. Dieselbe drückt sich nur allgemein aus: bona sua in Leuken cum omnibus suis pertinentiis, quibuscunque nominibus nuncupentur. Auch läßt sich nicht ersehen, wie der Vogt und sein Lehensmann zu ihren Rechten an diesen Gütern gekommen sind.4"

Heute befindet sich das Kopialbuch in dem für den Regierungsbezirk Oberpfalz und damit auch für das Kloster Waldsassen zuständigen Staatsarchiv Amberg. Es trägt nun die Signatur "Kloster Waldsassen 349" und auf Rückseite des Blattes (Folio) 108 befindet sich auf der Buchinnenseite (rechts) die nur 16 Zeilen umfassende Urkundenkopie. Schon in der 4. Ausgabe des Rußbuttenträgers habe ich 1987 - ich zählte damals übrigens gerade 21 Lenze - das was ich über die Vorgänge im Jahr 1314 wußte, in einem Aufsatz zusammengefasst. Als Illustration für meinen Beitrag wurde damals erstmals ein Foto der Ersterwähnungsurkunde veröffentlicht.

Der Text der Urkunde lautet in der lateinischen Originalfassung:

Nos Henri(cus) senior advocat(us) de Plaw p(rese)ncium insp(ec)toribuz vniv(er)sis cupi(mus) esse notu(m) q(uod) c(um) Chvnr(adus) miles quonda(m) d(ic)t(u)s de Hasla in mort(i)s artic(u)lo c(on)stitut(us) bo(na) sua in Leuken c(um) o(mn)ib(u)z suis p(er)tine(n)tiis, quibus cunque nominibus nuncupentur, pro anime sue remedio monasterio in Waltsassen legaverit filiorum suorum consilio et beneplacito accendente. Nos erga ipsum monasterium moti devocione et gracia speciali ius feodale, quod nos in predictis bonis contigebat, in parte dicto monasterio possidendum perpetuo pro salute anime nostre contulimus et donamus. Pro cuius rei evidencia sigillum nostrum presentibus est appensum. Datum anno domini MCCCXIIII; in ramis palmarum.

Und in der deutschen Übersetzung:

Wir Heinrich der Ältere, Vogt von Plauen, wünschen daß allen Betrachtern (dieser Urkunde) zum jetzigen Zeitpunkt der Umstand bekannt werde, daß Ritter Konrad, einst genannt von Haslau, angesichts seines Todes alle seine Güter in Leuken mit allem Zubehör, wie sie auch genannt werden mögen, für das Heil seiner Seele dem Kloster in Waldsassen vermacht hat, entgegen dem Plan und Willen seiner Söhne. Bewogen von dem Gelübde und aus besonderer Gunst, haben wir das Lehenrecht, welches uns in den vorgenannten Gütern zustand, für immer und zwar geschenkweise dem genannten Kloster übertragen. Um den Gegenwärtigen diesen Rechtsvorgang zu bestätigen ist unser Siegel beigefügt worden. Gegeben im Jahre des Herrn 1314, am Tag der Palmzweige (=Palmsonntag).

 

Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen