Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen
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In der November-Versammlung 2008 wurde die Frage gestellt, welche Bedeutung der Flurname "See" im Ortsteil Leuthenforst haben könnte, weil sich dort heute weit und breit kein entsprechendes Gewässer ausmachen lässt. Ein Blick auf die Flurkarte zeigt, dass sich die Staatsforst-Abteilung "Seeberg" zwischen den Anwesen Leuthenforst 5, 7 & 8 befindet. Westlich der Anwesen Leuthenforst 7 & 8 ist der "Seerangen" eingetragen. Als der "Der See" selbst ist dann er Privatwaldbezirk westlich und südlich des Wendernbaches bezeichnet.
Den ältesten Nachweis des Flurnamens "See" fand ich im Landbuch der Sechsämter von 1499 wo er in der Rainungsbeschreibung von Großwendern auftaucht: "... Darnach dj Wendern zu tal inn den See, furter hinuber in das Rynndl unnd dodannen wieder an den Leutnerweg, do man angehaben hat." (Singer, Landbuch S. 274). Bei der Aufzählung der aus der Gemarkung Großwendern fälligen Flurzinsen heißt es in der selben Quelle:
[Nickel] Gulden hat ein acker vor dem Forst, uff 3 tagwerk, zinst 8 dn.
Item hat ein acker am See gelegen. uff ½ tagwerk, zinst 8 dn. ...
Venntzel Weber hat drey acker. Einer ligt vor dem Forst, uff zway tagwerl. der ander bey der Hebantz Mul (= Wendenhammer) am rang, uf 1 tagwerk, der dritt am Serranger, uff 2 tagwerck, dabey 2 weirlein uff ½ tagwerck, dazu ein wisflecklein. Zinsen alle 7 ß. ...
Hans Puhelman hat ein acker am Seranger, uf 1 ½ tagw(erk), zinst 5 dn.
(Singer, Landbuch S. 319)
In der Flurnamenkunde von Joseph Schnetz (München 1963, S. 51) wird auch der Flurname See behandelt. Dort heißt es: "Der See ahd. sêo, Dat. Pl. sêwun, sêon, urspr. jedes stehende Gewässer, auch Lache und Sumpfland." Auch wenn auf dem Seeberg und am Seerangen auch früher schon das trockene Land vorherrschte, so fällt der Seerangen und auch die Westseite des Seebergs zum feuchten Grund des Wendernbaches ab, Südlich des Seeberges, beim Anwesen Leuthenforst 5, erstreckt sich die Flur Schwarzteich, nördlich davon in Richtung Heidelheim die Flur Weiherlache und im Osten befindet sich die Nestellohe. Alle diese Flurnamen weisen auf wasserreiches, sumpfiges Gebiet hin. So schreibt denn auch der Lehrer Alfred Kaiser in Hendelhammer in seiner 1935 aufgezeichneten Flurnamensammlung für die Gemarkung Hebanz (mit Leuthenforst, Kaiser- und Schwarzenhammer): "Der Seeberg, mundartl. då séi, ein mit Wald bewachsener Hügel, reich an Felsen, an seinem Fuße ziemlich sumpfig. Daneben liegt der Seeacker."
Ich denke also daß es sich beim See, Seeberg und Seerangen um relativ trockene Fluren handelt, die inmitten feuchter, sumpfiger Umgebung lagen und auf diese Weise zu ihrem Namen kamen.

Ein Artikel aus der Frankenpost, der sich mit dem Seehaus bei Fichtelberg beschäftigt, bringt folgende Erklärung: "Das Wort See bedeutete früher ein waldfreies Stück Land, dauch ein Moor etc., sowohl eine natürliche Lichtung, als auch einen Holzschlag. So war der Fichtelsee ursprünglich der Seeweiher eines Moores."

Harald Stark

Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen