Die seit 1697 im Stadtarchiv Marktleuthen
vorhandenen Steuerregister folgen bei der Aufzählung der
steuerpflichtigen Hauseigentümer einer gleich bleibenden
Reihenfolge. Dies hat es dem 1. Vorsitzenden Harald Stark ermöglicht
Besitzveränderungen oder auch die Errichtung neuer Anwesen
zwischen bereits bestehenden Häusern zu dokumentieren und
in seiner Marktleuthener Häusergeschichte zu verarbeiten.
Diese Reihenfolge floss in die 1787 erstellte Partikulargüterbeschreibung
des Marktes Leuthen ein und bildete die Grundlage für die
erste offizielle Hausnummerierung in preußischer Zeit. Die
Marktleuthener Kämmereirechnung des Jahres 1792/93 verrechnet
eine Ausgabe in Höhe von 3 Gulden "für die Nummerierung
der bürgerlichen Häuser, welches von der kgl. Cantons-Commission
anbefohlen worden". (StadtA. Marktleuthen R 75)
Beim Wiederaufbau des Marktes nach dem verheerenden Brandunglück
vom 20. und 21. September 1843 kam es besonders im Bereich des
Unteren Marktes und der heutigen Humboldtstraße zu einschneidenden
Baulinienbegradigungen, die eine Verschiebung der Hausnummerierung
bewirkten. Die in der Zeit vom 12. bis zum 31. Juli 1852 aufgemessene
Uraufnahme zum Bayerischen Katasterwerk enthält dann bereits
die bis zur Einführung der strassenweisen Hausummerierung
im Jahr 1963 gültigen Hausnummern.
Natürlich gibt es in Marktleuthen auch altüberlieferte
Straßennamen, vor allem für die Gassen in der Altstadt.
Die auf der Parikulargüterbeschreibung von 1787 fußende
Beschreibung des Sechsämterischen Marktfleckens Marktfleckens
Marktleuthen aus dem nämlichen Jahr, die im Archiv des Evang.-Luth.
Pfarramts Marktleuthen aufbewahrt wird, kennt folgende Straßen-
bzw. Ortsbezeichnungen innerhalb des Marktes: |
- an der Brucken
- vorm Bruckthor
- am Bruckthor
- über der Brucken
- an der Eger
- am Markt
- am Mühlbach
- am Mühlgraben
- ober der Mühl
- beym Neudeßer Thor
- am Neudeßer Thor
- in der Neudeßer Gaß
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- in der Ziegengaß
- am Habnither Thor
- beym Habnither Thor
- am Graben (66, 67,68,69, 70)
- übern Habnither Thor
- an der Pfarr
- in der Kayßergaß
- an der Straß (94)
- am Anger (101)
- über der großen Brucken
- an der Wenderer Straße (108)
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Die Badegasse wird 1787
eigentümlicherweise nicht genannt; dafür erscheint sie
bereits im revidierten Steuerregister aus dem Jahr 1714.
In der Uraufnahme des Jahres 1852 sind die Kaisergasse, die Ziegengasse,
die Mistgasse und die Neudes-Gasse eingetragen. Das wohl um 1930
angelegte Haus-Nummern-Verzeichnis des Markgemeinderats Marktleuthen
(StadtA. Marktleuthen II.1) enthält die Kirchenlamitzerstraße,
die Badegasse, die Mühlgasse, Wunsiedler Straße, die
Neudesergasse, die Fleischgasse, die Ziegengasse, die Angergasse,
die Kaisergasse, die Bahnhofsstraße, die Hebanzer Straße,
am Bahnhof, die Kellergasse, den Jakobsbau, die Kappel, am Galgenberg,
hinterm Bahnhof, am Bibersberg sowie die Selber Straße und
umfasste 342 Hausnummern.
In der Gemeinderatssitzung vom 25. Juli 1933 stellten Bürgermeister
Neupert und Gemeinderatsmitglied Wolfgang Meyer den Antrag, dass
verschiedene Straßen im Ort "mit den Namen von Männern
bezeichnet werden, die sich um die nationale Erhebung besonders
verdient gemacht haben." Der Gemeinderat folgte dem Antrag
einstimmig und beschloss in der nächsten Sitzung am 29. August
1933 folgende Änderungen:
"Die Kirchenlamitzerstraße von der
Brücke (Schneider Purucker) bis Schnittwarengeschäft
Rauh (in) Hans-Schemm-Straße, von da ab bis zur Eisenbahnbrücke
(in) Adolf-Hitler-Straße, die Ziegengasse wird Horst-Wessel-Straße
und die Fleischgasse von-Epp-Straße."
Über die Rolle Adolf Hitlers in der Zeit des
Nationalsozialismus muss ist sich wohl jeder im klaren. Über
die drei anderen Herren ein paar kurze biographische Notizen:
Franz Ritter von Epp (1868 – 1946):
Hochdekorierter deutscher Berufsoffizier. Seit 1928 Mitglied der
NSDAP; für die Partei wichtige Vorzeigeperson um im konser-
vativen Bürgertum und Militär neue Anhänger gewinnen
zu können. 1933 Reichskommissar bzw. Reichsstatthalter für
Bayern. Im II. Weltkrieg wachsende Abneigung gegen den Nationalsozialismus.
(Quelle: Wikipedia)
Hans Schemm (1891 – 1935):
Lehrer in Bayreuth. Ist 1923 in die „Partei” ein-
getreten und gründete 1925 den Gau Oberfranken der NSDAP.
1933 Gauleiter des neugegründeten Gaus Bayerische Ostmark
– im selben Jahr wurde er Kultusminister in Bayern. Schemm
starb 1935 an den Folgen eines Flugzeugabsturzes in Bayreuth.
(Quelle: Wikipedia)
Horst Wessel (1907 – 1930):
Pfarrerssohn aus Bielefeld, trat 1926 in die NSDAP ein und verfasste
den Text zum „Horst-Wessel-Lied”, das nach seinem
Tod zur offiziellen Parteihymne der NSDAP wurde. 1930 von einem
KPD-Mitglied erschossen, wurde er von der Partei zum „Märtyrer
der nationalen Bewegung” stilisiert. (Quelle: Wikipedia)
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