Arbeitskreis für Heimatforschung Marktleuthen

Exkursion zum alten Schwimmbad

Am 14. August 2008, zur 269. Monatsversammlung, stand zunächst ein Spaziergang zum alten Marktleuthener Schwimmbad auf dem Programm. Es lag etwa 300 Meter vom Ortsrand entfernt in Richtung Eckenmühle an der Eger. Knapp 20 Marktleuthener waren der in der FRANKENPOST veröffentlichten Bitte gefolgt, und hatten uns bei dem Spaziergang zum "Kaiserbühl" begleitet. Dort wo sich einst in unmittelbarer Nachbarschaft zur Eger ein zwei Schwimmbecken - ein großes für Schwimmer und ein kleineres für Nichtschwimmer - befanden, wuchern heute Büsche und Brennesseln. Auf der Anhöhe über den einstigen Badebecken lassen sich noch die Grundmauern der Umkleidekabinen und anderer "Betriebsgebäude" zwischen dem üppigen Grün entdecken. Immerhin läd hier eine Sitzgruppe den Spaziergänger zum Verweilen ein. Hier berichteten uns Heinz Döbereiner, Fanni Schricker und Hilde Wolf was aus ihren Kindertagen noch über das alte Schwimmbad in Erinnerung geblieben war:
Es befand sich in einem eingezäunten Gelände das parkartig angelegt war, verfügte über ein Schwimmer- und ein Nichtschwimmerbecken. Im Schwimmerbecken war sogar eine Sprunggrube eingetieft, in die man von einem hölzernen Sprungturm springen konnte. Zwischen den Becken gab es einen Zwischenraum. Hier stand ein aus Granitquadern errichtetes Tor auf dem sich eine Art Wassertank befand, in welchen das aus der Eger entnommene und in einer Filterstation geklärte Badewasser gepumpt wurde. Von hier aus floss es dann durch Rinnen in die beiden Schwimmbecken. Wenn man in das Tor hinein trat, konnte man sich unter einem hier angebrachten Duschkopf kalt abbrausen. Oberhalb der Schwimmbecken befanden sich die Umkleidekabinen und auch auch an einen Kiosk am Schwimmbad, wo man wohl Süßwaren und Kleinigkeiten zum Essen kaufen konnte, erinnern sich manchen.
Erwin Schmidt berichtete, dass er und sein Bruder auf den Boden der abgelassenen Becken Spielfeldmarkierungen mit Kreide gemalt und hier Tennis gespielt hätten. Doch nicht lange danach wurden die Becken mit Hausmüll zugeschüttet. Erwin Schmidt versprach uns, ein Bild vom alten Schwimmbad zu zeichnen - und wir sind schon ganz gespannt darauf, es durch seine Erinnerung endlich in voller "Pracht" sehen zu können.

Harald Stark

 

Die Frankenpost berichtete in ihrer Ausgabe vom 19. August 2008:

Bäume statt Badespaß

Heimatkundlicher Spaziergang | Bis 1945 hatte Marktleuthen ein modernes Schwimmbad. Die Becken wurden später aufgefüllt.

Die Stadt Marktleuthen hatte bis vor etwa 60 Jahren ein großes Freibad. Der Arbeitskreis für Heimatforschung mit Vorsitzendem Harald Stark machte sich bei einer interessanten Ortsbegehung ein Bild von dem Gelände des einstigen Schwimmbades rund 300 Meter westlich der Altstadt im Egertal. Inzwischen ist dort eine schwer zugängliche Grünanlage mit großen kräftigen Bäumen, Sträuchern und Gräsern entstanden, so daß es schwierig ist, noch Reste dieser einzigen Freizeiteinrichtung zu finden. Nur einige überwachsene Mauerreste sind noch zu erkennen. Auch eine Sitzbank mit Tisch läd Besucher zum Verweilen ein.

Nach einem kurzen Spaziergang berichteten mehrere Bürger von ihren eigenen Erlebnissen im Bad, das von 1935 bis 1945 knapp zehn Jahre lang bestand. Erwin Purucker hat sich mit der einstmaligen Vorzeigebadeanlage näher befasst und erläuterte den aufmerksamen Zuhörern anhand von alten Aufzeichnungen und Bildern den damaligen Zustand. Der damals amtierende Bürgermeister Edwin Däumler habe das Bad bauen lassen. "In einem eingezäunten parkähnlichen Gelände befanden sich ein Bade- und Pumphaus, ein großes Schwimmbecken mit Sprungturm sowie Nichtschwimmer- und ein kleines Planschbecken", sagte Purucker. Dazu seien noch Umkleideräume gekommen, die sich seit vielen Jahren im Marktleuthener Schießhausgelände befinden. Die Aufsicht für den Badebetrieb lag in den Händen eines Bademeisters.

Über den Grund, warum dieses Bad damals geschlossen wurde, rätseln die Marktleuthener heute noch. Es werde vermutet, dass die Anlagen mit einem minderwertigen Beton gebaut worden seien. Außerdem sei der Zulauf wohl in Ordnung, aber der Ablauf des Wassers nicht gewährleistet gewesen, so die überwiegende Meinung mehrerer anwesender Bürger. Einige der einstigen Badegäste konnten sich sogar noch daran erinnern, dass später in den leeren Schwimmbecken einige Zeit Tennis gespielt wurde. Nachdem das Bad auch aus hygienischen Gründen kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges geschlossen werden musste, wurden die Becken als Müllablagerungsplätze der Bürger für einfachen Hausmüll verwendet. Einige Jahre später hat die Stadt die Anlage wieder ordnungsgemäß aufgefüllt und angepflanzt.

H. G. [Hans Gräf]

 

Rußbuttenträger an der Egerbrücke in Marktleuthen